Kölsches Karnevals Lexikon

Wer ist der Nubbel und warum rufen im Karneval alle „Kamelle“ und „Strüßjer“? Damit Du auch als Zugereister - als sogenannter „Immi“ - bei „Cronenberg Alaaf“ mitreden kannst, erklären wir Dir die wichtigsten kölschen Vokabeln der fünften Jahreszeit.

Alaaf


„Alaaf“, niemals zu verwechseln mit dem Düsseldorfer „Helau“ ist ein rheinischer Karnevalsgruß. Woher das Wort kommt, weiß allerdings keiner so genau. Eine der häufigsten Erklärungen führt auf das „al aaf“ zurück, was soviel bedeutet wie „alles weg“. Der Ausruf „Kölle alaaf“ würde also ungefähr bedeuten „Außer Köln alles weg“. Trotzdem gibt es noch jede Menge andere Erklärungsansätze. 

Büttenrede


Die Büttenrede ist eine vorgetragene Rede, die meist auf Karnevalssitzungen frei erzählt oder vorgelesen wird. Die Inhalte reimen sich oft und werden in Mundart von einem Rednerpult aus vorgetragen. Ein solches ist oft einem Fass ähnlich, welches im Dialekt als „Bütt“ bezeichnet wird. Die Büttenrede geht auf die mittelalterliche Sitte des Rügerechts zurück, in dessen Rahmen der einfache Mann zur Fastnachtszeit die Herrschenden ungestraft kritisieren durfte. Das passiert heute immer noch, allerdings meist auf satirische Art und Weise. 

Bützen


Karneval ist das Kölner Fest der Liebe, und deswegen werden zu dieser Zeit auch überall Bützje verteilt. Gemeint sind damit - ganz einfach - Küsschen. Ob auf die Wange oder den Mund, zu Karneval ist das Bützen überall und auch bei Fremden erlaubt. Man kann zwar ein Bützje ausschlagen, das gilt im Karneval jedoch als unhöflich. Bützen ist außerdem eine rein freundschaftliche Geste und verpflichtet zu nichts. 

Elf im Karneval

Von 1792 bis 1815 besetzen die Franzosen grosse Teile Deutschlands. Wie auch immer, auf jeden Fall verbieten die Franzosen den Karneval, den sie für anarchistisch und ordnungsgefährdend halten.

Erst 1823 ersteht der Karneval wieder auf. Zu dem gewohnten Straßenkarneval mit Umzügen gesellt sich nun der Karneval in den Festsälen, wo man sogenannte « Narrensitzungen » abhält, im Beisein von hunderten verkleideter und betrunkener Narren. Zur damaligen Zeit trauert das Bürgertum im Rheinland den Bürgerrechten hinterher, die der französische Besatzer ihm im Zuge der französischen Revolution zugesprochen hatte.

Deshalb ist der Elferrat, der den Sitzungen vorsteht, ganz direkt den revolutionären Jakobinergerichten nachempfunden. Der Präsident erteilt Rednern das Wort, die mit mehr oder weniger Wortwitz die Politiker auf die Schippe nehmen. Fast alle Beteiligten tragen prunkvolle Narrenkappen, die mannigfaltig verziert sind und auf die Jakobinermütze zurückgehen sollen. Auch die Kostüme der Garden imitieren und persiflieren die Soldaten zur Zeit der französischen Besetzung, und überall sieht man Blau-Weiß-Rot.

Was bedeutet aber die Zahl 11 in diesem Zusammenhang? Jetzt sind Ihre Französischkenntnisse gefragt: Elf schreibt sich E,L,F. Haben Sie’s? Nein? E - L - F. Sie geben auf? Na gut, ich sag’s Ihnen: Egalité, Liberté, Fraternité.

Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit. Doch doch, manche behaupten, die magische Zahl unseres Karnevals basiere auf der republikanischen Devise der Franzosen... 


Elferrat
Elf Freunde müsst ihr sein. Das gilt nicht erst seit dem seligen Sepp Herberger. Der Elferrat bildet die närrische Stütze einer jeden jecken Festsitzung und gehört in der Regel dem Vorstand der jeweiligen Karnevalsgesellschaft an. Den ersten seiner Art gab es in Köln 1823. Er war erwachsen aus dem Festordnenden Comité. Anfangs zählte der so genannte „Kleine Rat“ 13 Mitglieder. Erst 1830 wurde er auf elf Personen festgelegt. 

Fastelovend


Der Fastnachtsabend, oder wie der Rheinländer sagt:  „Fastelovend“ ist eine einfache Beschreibung für den Karneval. Die Bezeichung entspricht der allemannischen „Fastnacht“. Dieser Name ist schon sehr alt und geht auf die Fastenzeit zurück, die auf die Karnevalszeit folgt. Der Höhepunkt der Karnevalssession ist also im Prinzip der Abend vor der Fastenzeit. 

Immi


Zugereiste, wissenschaftlich „Immigranten“ genannt, gibt es in jeder Großstadt, auch in Köln. Zusätzlich sind mit dem Wort „Immi“, Kurzform von Immigrant, in der Domstadt  besonders zur Karnevalszeit vor allem die Leute gemeint, die aus dem Umland in die Karnevalshochburg reisen. So wird auch ein Bergisch Gladbacher oder Aachener in Köln zum Immi. Aber jeder von Ihnen, auch Düsseldorfer, mit denen der Kölner traditionell in Fehde liegt, wird herzlich in den Karnevalstrubel aufgenommen. 

Jeck


„Jeck“ ist vermutlich das meist gebrauchte Substantiv und Adjektiv zur Karnevalszeit. Wer Karneval feiert, ist ein Jeck, und auch auf den Straßen Kölns sind von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag nur jecke Menschen unterwegs. Denn „jeck“ ist Kölsch und heißt „närrisch“. Feiert der Jeck, der Narr, Karneval jedoch in einer Gruppe, steht er auf der Bühne oder ist er in einer Organisation tätig, dann ist er nicht mehr nur ein einfacher Jeck, dann ist er ein Karnevalist. 

Kamelle


Wenn der Rosenmontagszug durch die Straßen Kölns zieht  und alle „Kamelle“ rufen, sind damit ganz einfach Süßigkeiten gemeint. Und zwar nicht, wie der Name vermuten lässt, nur Karamellbonbons, sondern alles von Schokolade über Bonbons bis Gummibärchen, die von den Wagen geworfen werden. Teilweise werden auf dem Zug aber auch nicht essbare Dinge wie Blumen („Strüßjer“), Fußbälle oder Taschentücher geworfen. 

Lecker Mädche


Als „Lecker Mädche“ bezeichnen die Kölner hübsche junge Frauen. Ob schlank, kräftig, jung oder alt - das Kompliment richtet sich an Frauen jeglicher Figur und jeglichen Alters. Schon die Höhner besagen Kölns lecker Mädche in ihrem ersten Studioalbum „Ich well noh hus“ von 1978: „Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche, dat bruch ene Kölsche öm jlöcklich ze sin“ heißt es in dem kölschen Klassiker. 


Mariechen


„Et Marie“ ist eine Tänzerin beim Tanzcorps einer der Funkengesellschaften. Gleichbedeutende Bezeichnungen sind zum Beispiel Funkenmariechen oder Regimentstochter. Die typische Kleidung eines Mariechens ist samt Dreispitz und Perücke an Uniformen aus dem 18. Jahrhundert angelehnt. Hinzu kommen ein kurzes Röckchen und darunter Petticoat, Strumpfhose und weißes Spitzen- oder Rüschenunterhöschen. 

Narrenkappe
Kopfbedeckung der Ornatsträger. In den Karneval eingeführt wurde die Narrenkappe kurioserweise von einem preußischen General. Der schrieb sie 1827 in Köln obligatorisch vor, damit man die von der Obrigkeit argwöhnisch beobachteten Narren leichter erkennen konnte. Andere Gegenden übernahmen dies dann später. Die Form der Kappen entsprach zuerst jener Mütze, die die Jakobiner der Französischen Revolution von 1789 trugen. Diese war ursprünglich die Kopfbedeckung der Leibeigenen und Sträflinge und wurde bei den Bastille-Stürmern zum Symbol der „Liberté". Jetzt bedienten sich ihrer die nach „Narren-Freiheit“ strebenden Bürger im Rheinland. Zunächst wechselten die aus Papier gefertigten Kappen von Jahr zu Jahr. Es war Brauch, sie am Aschermittwoch zu verbrennen. Form und Ausstattung der Kappen änderte sich schon bald. 1840 hieß es im „Carneval-Almanach“, das Produkt der Saison sei eine „schöne, dreischellige, dreischnabelige, vierfarbene Kappe“. Zum Verbrennen waren diese neuen Kappen zu schade (und zu teuer). Es entwickelte sich eine Vielfalt von Kappen, aber auch eine Hierarchie. Trotzdem gibt es heute noch närrische Korporationen, in denen jeder, egal auf welchem Posten er aktiv ist, die gleiche Kappe trägt, getreu dem alten Motto: „Gleiche Brüder - gleiche Kappe!“ 

Nubbel


Der Nubbel ist eine angekleidete Strohpuppe, die die Figur des Sündenbocks im rheinischen Karneval symbolisiert. Der Nubbel hängt in der Karnevalszeit über vielen Kneipen und wird in der letzten Karnevalsnacht (um 24 Uhr am Veilchendienstag) bei der sogenannten „Nubbelverbrennung“ den Flammen übergeben. Dem Volksglauben nach sind danach alle während der Karnevalszeit begangenen Sünden vergeben. 

Pripro 


Bei einer der ersten Karnevalssitzungen der Session, der sogenannten „Prinzenproklamation“, wird das Dreigestirn in sein Amt erhoben und proklamiert. Hierbei erhalten Prinz, Bauer und Jungfrau durch den Oberbürgermeister der Stadt Köln die Insignien des kölschen Karnevals, sprich Pritsche, Schlüssel und Spiegel. Danach gehört die Macht in Köln bis Aschermittwoch den Jecken.  

Rakete
Niemand schießt mit Feuerwerkskörpern, wenn im Karneval eine Rakete „gezündet“ wird. Sie ist die höchste Gunstbezeugung auf einer Sitzung für besonders gelungene Darbietungen. „Abgeschossen“ wird die karnevalistische Rakete in drei Stufen. Beim Kommando eins klatscht das Publikum oder trommelt mit den Händen auf den Tisch. Beim Kommando zwei wird zusätzlich mit den Füßen getrampelt. Kommando drei eröffnet ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert. Diese Prozedur wird drei Mal wiederholt und endet in Köln und Cronenberg mit einem dreifachen „Alaaf“.

Stippeföttche


Beim Stippeföttche handelt sich um einen unter den kölschen Gardisten gängigen Tanzstil. Dabei stehen jeweils zwei Herren Rücken an Rücken und reiben ihre Hintern aneinander. Das hört sich nicht nur witzig  an, sondern sieht auch so aus. Der Name kommt übringens vom hervorstehenden (hervorstippen) Hintern (kölsch: Föttche) der Tänzer. 

Strüßjer


Fast noch begehrter als Kamelle sind im Straßenkarneval Blumensträuße, kölsch „Strüßjer“ genannt. Die kleinen Blumensträuße werden bei Karnevalsumzügen von Fest- und Prunkwagen geworfen oder von Fußgruppen verteilt. Gerne nutzen die Kölner das Verteilen der Blumen als kleinen Annäherungsversuch gegenüber anderen Jecken, indem die Blumen nur gegen Bützje ihren Besitzer wechseln. 

Zoch


Als Zug, auf kölsch „Zoch“, werden in Köln die zahlreichen Karnevalsumzüge bezeichnet. Wenn aber von „dem Zoch“ die Rede ist, sprechen die Kölner meist vom Rosenmontagszug. Bis zu einer Million Zuschauer säumen die Straßen, wenn sich über 10.000 Teilnehmer und um die 100 Prunk- und Persiflagewagen wie ein riesiger Lindwurm durch die Kölner Innenstadt schlängeln. Ein absolutes Muss für jeden Karnevals-Fan.